Cystein – Sicherheitsbewertung

Cystein ist eine semi-essentielle Aminosäure, die in vielen physiologischen Prozessen eine Schlüsselrolle spielt. Sie wird vom Körper in der Regel aus Methionin synthetisiert und ist in vielen proteinreichen Lebensmitteln enthalten. Die Sicherheitsbewertung von Cystein berücksichtigt die Verträglichkeit, mögliche Nebenwirkungen und die toxikologischen Aspekte bei verschiedenen Dosierungen.

Allgemeine Sicherheitsbewertung

Cystein gilt bei normaler Nahrungsaufnahme als sicher. Es ist ein natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel und wird in der Regel gut vertragen. Bei einer ausgewogenen Ernährung treten selten Probleme im Zusammenhang mit der Cysteinzufuhr auf.

Toxizität und Nebenwirkungen

Bei normalen diätetischen Mengen zeigt Cystein keine toxischen Wirkungen. Allerdings können hohe Dosierungen, insbesondere über Nahrungsergänzungsmittel, zu unerwünschten Nebenwirkungen führen:

  • Gastrointestinale Beschwerden: Hohe Dosen von Cystein können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.
  • Nephrotoxizität: In sehr hohen Mengen kann Cystein potenziell toxisch für die Nieren sein, insbesondere bei Menschen mit vorbestehenden Nierenerkrankungen.
  • Schleimhautreizungen: Es wurden Fälle von Reizungen der Schleimhäute bei übermäßigem Cystein-Konsum berichtet.

Empfohlene Obergrenzen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und andere Gesundheitsorganisationen haben keine spezifischen Obergrenzen für die tägliche Cysteinzufuhr festgelegt. Stattdessen orientieren sie sich an den allgemeinen Empfehlungen für die Proteinzufuhr. Für Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch Vorsichtsmaßnahmen geboten:

  • Erwachsene: Für die allgemeine Bevölkerung gelten Dosierungen bis zu 600 mg pro Tag als sicher.
  • Kinder und Jugendliche: Es wird empfohlen, Nahrungsergänzungsmittel mit Cystein nur unter ärztlicher Aufsicht zu verabreichen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
  • Schwangere und Stillende: Diese Gruppen sollten Nahrungsergänzungsmittel mit Cystein ebenfalls nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen.

Wechselwirkungen

Cystein kann mit verschiedenen Medikamenten und anderen Nahrungsergänzungsmitteln interagieren. Es kann unter anderem die Wirkung von Insulin und bestimmten Antioxidantien beeinflussen. Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten die Einnahme von Cystein-haltigen Ergänzungsmitteln mit ihrem Arzt besprechen.

Langzeitsicherheit

Langzeitstudien zur Sicherheit von hohen Cystein-Dosen sind begrenzt. Die meisten verfügbaren Daten stammen aus kurzfristigen Studien und tierexperimentellen Untersuchungen. Langfristige Anwendung hoher Dosen sollte daher mit Vorsicht erfolgen und unter ärztlicher Überwachung stehen.

Fazit

Cystein ist bei normaler diätetischer Zufuhr sicher und gut verträglich. Hohe Dosierungen, insbesondere durch Nahrungsergänzungsmittel, können jedoch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Eine ausgewogene Ernährung liefert in der Regel ausreichende Mengen an Cystein, und Nahrungsergänzungsmittel sollten nur bei Bedarf und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Literatur

  1. Hahn A, Ströhle A & Wolters M. (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft