Glycin – Risikogruppen

Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die der Körper selbst synthetisieren kann. Dennoch gibt es bestimmte Bevölkerungsgruppen, die ein erhöhtes Risiko für einen Glycinmangel haben können. Diese Risikogruppen sind aufgrund bestimmter Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten oder gesundheitlicher Zustände besonders anfällig für eine unzureichende Glycinversorgung. Im Folgenden werden die wichtigsten Risikogruppen für einen Glycinmangel beschrieben:

Vegetarier und Veganer

  • Geringere Glycinquellen: Da Glycin in hohen Mengen in tierischen Produkten wie Fleisch und Fisch vorkommt, kann eine vegetarische oder vegane Ernährung zu einer geringeren Glycinaufnahme führen.
  • Proteinbedarf: Pflanzliche Proteine enthalten oft weniger Glycin, was das Risiko für einen Mangel erhöht.

Schwangere und stillende Frauen

  • Erhöhter Bedarf: Während der Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Bedarf an Glycin, da es für das Wachstum und die Entwicklung des Fötus bzw. des Säuglings notwendig ist.
  • Kollagensynthese: Glycin ist wichtig für die Synthese von Kollagen, das für die Dehnung und das Wachstum des Uterus sowie für die Hautelastizität während der Schwangerschaft erforderlich ist.

Ältere Erwachsene

  • Reduzierte Synthesefähigkeit: Mit zunehmendem Alter kann die Fähigkeit des Körpers, Aminosäuren wie Glycin zu synthetisieren, abnehmen.
  • Erhöhter Bedarf: Ältere Menschen benötigen oft mehr Glycin zur Unterstützung der Kollagensynthese und der Muskelmasse.

Sportler und Personen mit hoher körperlicher Aktivität

  • Erhöhter Aminosäurenbedarf: Intensives Training und hohe körperliche Aktivität erhöhen den Bedarf an Aminosäuren wie Glycin für den Muskelaufbau und die Regeneration.
  • Proteinabbau: Ein erhöhter Proteinabbau während intensiver körperlicher Aktivität kann die Glycinreserven schneller erschöpfen.

Personen mit Essstörungen

  • Unzureichende Nahrungsaufnahme: Menschen mit Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht) haben oft eine unzureichende Nahrungsaufnahme, was zu einem Mangel an essentiellen und nicht-essentiellen Aminosäuren einschließlich Glycin führen kann.
  • Nährstoffmangel: Die eingeschränkte Ernährung kann die Aufnahme von Glycin erheblich reduzieren.

Menschen mit Malabsorptionssyndromen

  • Verdauungsstörungen: Erkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn und das Kurzdarmsyndrom beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme im Darm, einschließlich Glycin.
  • Erhöhter Verlust: Diese Krankheiten führen zu einer verminderten Aufnahme und einem erhöhten Verlust von Nährstoffen.

Personen mit chronischen Krankheiten

  • Nieren- und Lebererkrankungen: Chronische Nieren- oder Lebererkrankungen können die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Glycin zu synthetisieren und zu nutzen.
  • Erhöhter Bedarf: Menschen mit chronischen Krankheiten haben oft einen erhöhten Bedarf an Aminosäuren zur Unterstützung der Immunfunktion und der Gewebereparatur.

Menschen mit hohem Stresslevel

  • Erhöhter Proteinabbau: Chronischer Stress kann den Proteinabbau im Körper erhöhen und den Bedarf an Aminosäuren, einschließlich Glycin, steigern.
  • Immunsystem: Glycin spielt eine Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems, das bei hohem Stress besonders beansprucht wird.

Fazit

Glycin ist eine wichtige Aminosäure, die in vielen physiologischen Prozessen eine Rolle spielt. Bestimmte Risikogruppen, wie ältere Erwachsene, Vegetarier, Menschen mit Malabsorptionssyndromen, Sportler, Schwangere und stillende Frauen, Personen mit Essstörungen und Menschen mit chronischen Krankheiten oder hohem Stresslevel, sollten besonders auf eine ausreichende Glycinzufuhr achten. Eine ausgewogene Ernährung, die proteinreiche Lebensmittel enthält, kann helfen, einem Glycinmangel vorzubeugen und die allgemeine Gesundheit zu unterstützen.

Literatur

  1. Hahn A, Ströhle A & Wolters M. (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft