Glycin – Sicherheitsbewertung

Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die sowohl im menschlichen Körper synthetisiert als auch über die Nahrung aufgenommen werden kann. Sie spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen physiologischen Prozessen, darunter die Proteinsynthese, die Funktion des zentralen Nervensystems und die Kollagenbildung. Die Sicherheitsbewertung von Glycin berücksichtigt sowohl seine biologische Bedeutung als auch potenzielle Risiken bei übermäßiger Zufuhr.

Allgemeine Sicherheit

  • Natürlich vorkommend: Glycin kommt in vielen proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten und pflanzlichen Proteinquellen vor. Der regelmäßige Verzehr dieser Lebensmittel stellt in der Regel keine gesundheitlichen Risiken dar.
  • Endogene Synthese: Der menschliche Körper kann Glycin aus anderen Aminosäuren wie Serin und Threonin selbst herstellen, was das Risiko eines Mangels weiter verringert.

Toxizität und Nebenwirkungen

  • Toxizitätsniveau: Glycin gilt allgemein als sicher, wenn es in den Mengen konsumiert wird, die typischerweise in einer ausgewogenen Ernährung vorkommen. Es gibt nur wenige Berichte über toxische Wirkungen selbst bei hohen Dosen von Glycin.
  • Nebenwirkungen bei hohen Dosen: Bei sehr hohen Dosen (über 15 Gramm pro Tag) können gelegentlich gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Magenkrämpfe auftreten. Solche Mengen werden jedoch normalerweise nur über Nahrungsergänzungsmittel erreicht.
  • Langzeitgebrauch: Langfristige Studien zur Verwendung von Glycin in hohen Dosen sind begrenzt, aber die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass moderate Mengen von Glycin, wie sie in der Nahrung vorkommen, sicher sind.

Besondere Risikogruppen

  • Schwangere und stillende Frauen: Es gibt keine spezifischen Hinweise darauf, dass Glycin in den üblichen diätetischen Mengen während der Schwangerschaft oder Stillzeit schädlich ist. Vorsicht ist jedoch bei hohen Dosen geboten, und die Einnahme von Glycin als Nahrungsergänzungsmittel sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
  • Kinder: Glycin ist auch für Kinder sicher, wenn es in den Mengen konsumiert wird, die typischerweise in einer ausgewogenen Ernährung vorkommen. Hohe Dosen sollten vermieden werden, es sei denn, sie werden von einem Arzt empfohlen und überwacht.
  • Menschen mit Nieren- oder Lebererkrankungen: Personen mit schweren Nieren- oder Lebererkrankungen sollten hohe Dosen von Aminosäuren, einschließlich Glycin, vermeiden, es sei denn, sie werden ärztlich überwacht, da ihre Fähigkeit, Aminosäuren zu metabolisieren, beeinträchtigt sein kann.

Empfehlungen und Höchstmengen

  • Empfohlene Tagesdosis: Es gibt keine festgelegte empfohlene Tagesdosis (Recommended Dietary Allowance, RDA) für Glycin, da es eine nicht-essentielle Aminosäure ist und der Körper sie selbst herstellen kann. Eine ausgewogene Ernährung liefert in der Regel ausreichende Mengen.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Für Nahrungsergänzungsmittel wird in der Regel eine Tagesdosis von bis zu 3 Gramm als sicher angesehen. Höhere Dosen sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Fazit

Glycin ist eine sichere und wichtige Aminosäure für die menschliche Gesundheit, wenn es in den Mengen konsumiert wird, die typischerweise in einer ausgewogenen Ernährung vorkommen. Hohe Dosen, wie sie in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein können, sollten mit Vorsicht verwendet werden, insbesondere bei Personen mit bestehenden Gesundheitsproblemen. Bei normaler diätetischer Aufnahme besteht kein signifikantes Risiko für nachteilige Wirkungen.

Literatur

  1. Hahn A, Ströhle A & Wolters M. (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft