Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) – Nebenwirkungen

Ernsthafte nachteilige Reaktionen sind bezüglich Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) aus Nahrungsergänzungen nicht berichtet worden. Die häufigsten Nebenwirkungen beschränken sich auf einen fischartigen Nachgeschmack, Aufstoßen und gelegentlich Sodbrennen. Hohe Dosen können Übelkeit und weiche Stuhlgänge verursachen.

Als unerwünschte Effekte einer hohen Zufuhr an langkettigen Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) werden eine Verlängerung der Blutungszeit, eine Unterdrückung des Immunsystems sowie eine Erhöhung des LDL-Cholesterinspiegels diskutiert.

Verlängerung der Blutungszeit: Das Potential hoher Dosierungen an Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, die Blutungszeit zu verlängern, ist inzwischen gut erforscht worden. Dieser Effekt könnte eine Rolle bei der kardioprotektiven Wirkung (Schutzfunktion für das Herzkreislaufsystem) der Omega-3-Fettsäuren spielen. Bei den Eskimos auf Grönland wurden übermäßig lange Blutungszeiten und auch eine erhöhte Inzidenz (Häufigkeit) für Hirnblutungen festgestellt, was wahrscheinlich auf die Einnahme von sehr hohen Dosen an Omega-3-Fettsäuren (etwa 6,5 g pro Tag) über die Nahrung zurückzuführen ist. Allerdings ist nicht bekannt, ob die Omega-3-Fettsäuren der einzige Grund hierfür sind. In einer Studie an Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte im Blut) führte eine Menge von 1,5 g Omega-3-Fettsäuren, eingenommen über mehrere Monate, zu vermehrtem Nasenbluten [1]. In einer weiteren Studie wurde nach Gabe von 2 g EPA (Eicosapentaensäure), eingenommen über 12 Wochen, eine verlängerte Blutungszeit gemessen [2].

Unterdrückung des Immunsystems: Omega-3-Fettsäuren haben eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Wirkung und können bei entsprechenden Erkrankungen therapeutisch eingesetzt werden. Antiinflammatorisch (entzündungshemmend) wirksame Dosen an Omega-3-Fettsäuren können möglicherweise die Wirkung des Immunsystems verringern [3]. In vitro-Studien haben gezeigt, dass dies bereits bei einer Dosis von 0,9 g/Tag für EPA und 0,6 g/Tag für DHA eintreten kann. In einer Humanstudie mit 48 gesunden Personen führte die Einnahme von Fischölkapseln (720 mg EPA + 280 mg DHA) über einen Zeitraum von 12 Wochen sowohl zu einer verminderten Aktivität der natürlichen Killerzellen um 48 % als auch zu einer verminderten Proliferation (Wachstum und Vermehrung) der T-Lymphozyten um bis zu 65 % [4, 5]. Diese Effekte werden üblicherweise positiv als entzündungshemmend interpretiert, jedoch bedeuten sie auch eine Schwächung der Immunantwort auf Krankheitserreger. Für die gesunde und insbesondere die ältere Bevölkerung ist eine Unterdrückung der spezifischen als auch der unspezifischen Immunabwehr nicht erwünscht und beinhaltet ein Risiko [6].

Erhöhung des LDL-Cholesterinspiegels: Fast alle Studien zu Omega-3-Fettsäuren stellten auch eine Erhöhung des LDL-Cholesterinspiegel (cholesterinhaltige Lipoproteine geringer Dichte, Low Density Lipoproteins) fest. Dabei konnte eine Studie zeigen, dass der Anstieg des LDL-Cholesterins bei Mengen von 2,4 g DHA und EPA pro Tag höher ist (26 % Anstieg) als bei sehr großen Mengen DHA und EPA von über 4 g am Tag (11 % Anstieg) [7]. In einer anderen Studie führte bereits eine Menge von 700 mg DHA, eingenommen über 3 Monate, zu einem leichten Anstieg des LDL-Cholesterinspiegels von 7 % [8].

Das U.S. Food and Nutrition Board (U.S. amerikanische Amt für Lebensmittel und Ernährung) hat die Obergrenze für EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) aus Nahrungsergänzungen auf 3 g pro Tag festgelegt.

Des Weiteren wurde folgendes Fachbuch für die Verfassung dieses Artikels herangezogen [9].

Literatur

  1. Clarke JTR, G. Cullen-Dean, E. Regelink, L. Chan, V. Rose: Increased incidence of epistaxis in adolescents with familial hypercholesterolemia treated with fish oil. J. Pediatr. 116 (1990) 139-141
  2. Emsley R, Niehaus DJ, Oosthuizen PP, Koen L, Ascott-Evans B, Chiliza B, van Rensburg SJ, Smit RM. Safety of the omega-3 fatty acid, eicosapentaenoic acid (EPA) in psychiatric patients: results from a randomized, placebo-controlled trial.Psychiatry Res. 2008 Dec 15;161(3):284-91. Epub 2008 Oct 29.
  3. Harbige LS. Fatty acids, the immune response, and autoimmunity: a question of n-6 essentiality and the balance between n-6 and n-3. Lipids. 2003;38(4):323-341.
  4. Thies F, Nebe-von-Caron G, Powell JR, Yaqoob P, Newsholme EA, Calder PC. Dietary sup-plementation with gamma-linolenic acid or fish oil decreases T lymphocyte proliferation in healthy older humans. J Nutr. 2001(a) Jul;131(7):1918-27.
  5. Thies F, Nebe-von-Caron G, Powell JR, Yaqoob P, Newsholme EA, Calder PC. Dietary sup-plementation with eicosapentaenoic acid, but not with other long-chain n-3 or n-6 polyunsatu-rated fatty acids, decreases natural killer cell activity in healthy subjects aged >55 y. Am J Clin Nutr. 2001(b) Mar;73(3):539-48.
  6. Bundesinstitut für Risikobewertung; Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fettsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen; Stellungnahme Nr. 030/2009 des BfR vom 26. Mai 2009
  7. Hooper L, Thompson RL, Harrison RA, Summerbell CD, Moore H, Worthington HV, Durring-ton PN, Ness AR, Capps NE, Davey Smith G, Riemersma RA, Ebrahim SB. Omega 3 fatty acids for prevention and treatment of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev. 2004 Oct 18;(4):CD003177. Review.
  8. Theobald HE, Chowienczyk PJ, Whittall R, Humphries SE, Sanders TA. LDL cholesterol-raising effect of low-dose docosahexaenoic acid in middle-aged men and women. Am J Clin Nutr. 2004 Apr;79(4):558-63.
  9. Hahn A, Ströhle A & Wolters M. (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft