Flavonole – Sicherheitsbewertung

Flavonole sind eine Gruppe von Flavonoiden, die in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln wie Zwiebeln, Grünkohl, Äpfeln, Beeren, Tee und Rotwein vorkommen. Sie besitzen starke antioxidative, antiinflammatorische (entzündungshemmende) und potenziell vasoprotektive (gefäßschützende) Eigenschaften. Obwohl Flavonole als sicher gelten, wenn sie in moderaten Mengen über die Nahrung aufgenommen werden, gibt es verschiedene Aspekte, die bei ihrer Sicherheit berücksichtigt werden sollten.

Allgemeine Sicherheit

  • Alltäglicher Verzehr: Flavonole, die über eine normale Ernährung aufgenommen werden, sind in der Regel sicher und mit wenigen Nebenwirkungen verbunden. Lebensmittel wie Tee, dunkle Schokolade und Beeren werden seit Jahrhunderten konsumiert und gelten als gesundheitlich unbedenklich.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Bei der Einnahme von Flavonolen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln kann es in hohen Dosen (≥ 1000 mg/Tag) zu Nebenwirkungen kommen. Die individuelle Verträglichkeit kann variieren, und einige Personen könnten empfindlicher auf Flavonolsupplemente reagieren als andere.

Empfohlene Dosierung

  • Lebensmittelquellen: Der Verzehr von flavonolreichen Lebensmitteln wie grünem Tee, Kakao und Beeren wird als sicher angesehen, solange sie in gewöhnlichen Mengen konsumiert werden.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Eine einheitliche Empfehlung für die maximale tägliche Aufnahme von Flavonolen aus Nahrungsergänzungsmitteln existiert nicht. Studien zeigen jedoch, dass Dosen bis zu 1.000 mg/Tag in der Regel gut vertragen werden. Höhere Dosierungen (≥ 1500 mg/Tag) können jedoch das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.

Mögliche Nebenwirkungen

  • Gastrointestinale Beschwerden: Hohe Dosen (≥ 1.000 mg/Tag) können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen verursachen.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: Flavonole können die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen, insbesondere solcher, die über das Cytochrom-P450-Enzymsystem der Leber metabolisiert werden. Dazu gehören:
    • Antikoagulantien (Blutverdünner): Potenzierung der blutverdünnenden Wirkung
    • Antihypertensiva (Blutdrucksenker): Mögliche verstärkte blutdrucksenkende Effekte
    • Antidepressiva: Beeinflussung des Abbaus bestimmter Psychopharmaka
  • Eisenabsorption: Flavonole, insbesondere Quercetin, können die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen hemmen und das Risiko eines Eisenmangels erhöhen.
  • Lebertoxizität: Studien zeigen, dass hohe Dosen von Epigallocatechingallat (EGCG, ≥ 800 mg/Tag) zu einer Erhöhung der Leberenzyme führen können. Personen mit vorbestehenden Lebererkrankungen sollten dies beachten.
  • Hypoglykämie: Blutzuckersenkende Effekte von Flavonolen können insbesondere bei Diabetikern unter medikamentöser Therapie zu Unterzuckerung führen.

Sicherheit bei speziellen Personengruppen

  • Schwangere und stillende Frauen: Der moderate Verzehr flavonolreicher Lebensmittel gilt als sicher. Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel (≥ 1000 mg/Tag) sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.
  • Kinder und ältere Erwachsene: Die Aufnahme von Flavonolen aus der Nahrung gilt als unbedenklich. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
  • Personen mit Lebererkrankungen: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2018 den Einfluss von EGCG auf die Leber untersucht. Hohe Dosen (> 800 mg/Tag) können zu erhöhten Leberenzymwerten führen. Daher sollten Personen mit Lebererkrankungen hochdosierte Supplemente meiden.

Fazit

Flavonole sind wertvolle bioaktive Verbindungen mit vielfältigen gesundheitlichen Vorteilen. Bei einer Aufnahme über die Ernährung sind sie in der Regel sicher. Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch mit Bedacht erfolgen, insbesondere bei hohen Dosierungen (≥ 1.000 mg/Tag). Personen mit spezifischen Gesundheitsproblemen oder bestehender Medikamenteneinnahme sollten vor der Supplementation Rücksprache mit einem Arzt halten, um mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu vermeiden.

Literatur

  1. Schmidt E, Schmidt N (2022). Mikronährstoff-Therapie (1. Auflage). Urban & Fischer in Elsevier
  2. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft