Isoflavone – Nebenwirkungen

Isoflavone aus Sojabohnen scheinen beim Menschen keine Nebenwirkungen zu zeigen. Soja-Isoflavone waren und sind seit Jahren Teil der menschlichen Ernährung ohne Anzeichen auf negative Effekte.

In einigen asiatischen Bevölkerungsgruppen werden über die herkömmliche Ernährung tägliche Mengen von 65 mg Isoflavonen ohne Nebenwirkungen aufgenommen [1]. 
In einer Studie an älteren Männern und Frauen wurden 100 mg pro Tag, eingenommen über 6 Monate, sehr gut vertragen [2].

Ein hoher Verzehr von sojahaltigen Lebensmitteln scheint sogar mit einem deutlich geringeren Brustkrebsrisiko assoziiert zu sein.

  • Bei prämenopausalen Frauen (Zeitraum von 10-15 Jahren vor der Menopause) ist das Risiko um 54 % geringer [10].
  • Bezogen auf den Hormonrezeptor-Status zeigt sich eine Risikoreduktion für [10]:
    • Östrogenrezeptor-negative und Progesteronrezeptor-negative Mammakarzinome bei prämenopausalen Frauen
    • Östrogenrezeptor-positive und Progesteronrezeptor-positive Mammakarzinome bei postmenopausalen Frauen

Da allerdings zur Brustkrebsvorsorge mit Isoflavonen noch keine ausreichenden Studienergebnisse vorliegen – es fehlen randomisierte klinische Studien –, erscheint eine Einnahme von Isoflavonen zur Brustkrebsprävention zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht. Es sollten weitere Studienergebnisse abgewartet werden.

Tierexperimentelle Studien sind in ihrer Aussage zur Aufnahme von Soja-Isoflavonen widersprüchlich:

  • Einige Studien zeigten, dass bei einem bestehenden Mammakarzinom (Tumor des Brustdrüsengewebes) das Wachstum der Tumorzellen durch Isoflavone beschleunigt werden kann.
  • In Studien an Mäusen führte die Gabe von isoliertem Genistein bei bestehendem Brustkrebs zu einer verstärkten Ausbreitung des Tumorgewebes [3].
  • Die Kombination verschiedener Phytoöstrogene (Isoflavone und Lignane) in vergleichbarer Menge verminderte hingegen das Tumorwachstum [5].
  • Andere Studien stellten kein Risiko fest.
  • Einige Studien an ehemaligen Brustkrebspatientinnen zeigten nach Isoflavongabe sogar ein vermindertes Risiko für das Wiederauftreten von Tumoren [4].

Die Daten aus den Tierstudien lassen sich aber nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen.

Nationale und internationale Fachgesellschaften sehen Folgendes als unbedenklich an:

  • Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren, dürfen Soja in Form von Lebensmitteln zu sich nehmen, und zwar täglich 1-2 Portionen (1 Portion entspricht beispielsweise 250 ml Sojamilch oder 100 g Tofu).
    Die aufgenommene Menge an Isoflavonen aus Soja bzw. Sojaprodukten liegt dabei zwischen 25 und 50 mg [9].
  • Eine medikamentöse Brustkrebstherapie mit Tamoxifen oder sogenannten Aromatasehemmern stellt keinen Grund dar, sojahaltige Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen [9].

Des Weiteren weisen in-vitro- und Tierstudien auf einen Zusammenhang zwischen einer hohen Isoflavonaufnahme und einem erhöhten Risiko zur Kropfbildung in der Schilddrüse bei gleichzeitigem Jodmangel hin. Isoflavone treten bei schlechter Jodversorgung mit Jod in Konkurrenz und hemmen einen Enzymschritt, der für die Synthese von Schilddrüsenhormonen notwendig ist [3]. In Tierstudien konnte nach Gabe von Genistein-angereichertem Futter eine dosisabhängige Hemmung der Enzymaktivität (Thyroid-Peroxidase) nachgewiesen werden. Dabei reduzierten 40 mg Genistein pro kg Körpergewicht und Tag die Enzymaktivität um 80 %. Dies entspricht umgerechnet 2,8 g (2.800 mg) Genistein pro Tag bei einem 70 kg schweren Menschen. Aber auch Mengen an Isoflavonen, wie sie traditionell in der asiatischen Ernährung aufgenommen werden (ca. 28 mg pro Tag bei 70 kg Körpergewicht) führten zu einem messbaren Aktivitätsverlust [6].

In einer Studie an 14 prämenopausalen Frauen führte die Einnahme von 128 mg Isoflavonen, über einen Zeitraum von 3 Monaten, zu einer Verringerung der T3-Schilddrüsenhormonspiegel im Blut [7]. Eine weitere Studie an ausreichend mit Jod versorgten, postmenopausalen Frauen konnte nach Gabe von 90 mg Isoflavonen pro Tag, über einen Zeitraum von 6 Monaten, keinen Effekt auf die Schilddrüsenhormone und auf die Schilddrüse selbst feststellen [8]. Bei ausreichender Jodversorgung ist ein negativer Effekt auf die Schilddrüse durch die Aufnahme von Isoflavonen unwahrscheinlich.

Eine Verminderung der Enzymaktivität führte in keiner Studie zu messbaren Veränderungen der Schilddrüse (Gewebeveränderungen) selbst. Die beobachteten Veränderungen im Hormonspiegel und der Enzymaktivität gingen nach Jodgabe wieder zurück.

Die langfristige Sicherheit von sehr hohen Dosen von Isoflavonen aus Nahrungsergänzungen, vor allem von isolierten Isoflavonen, ist hingegen noch unbekannt, da geeignete Langzeitstudien fehlen (siehe "Sicherheitsbewertung").

Literatur

  1. Chen Z, Zheng W, Custer LJ et al.: Usual dietary consumption of soy foods and its correlation with the excretion rate of isoflavonoids in overnight urine samples among Chinese women in Shanghai. Nutr Cancer. 1999; 33 (1): 82-87
  2. Gleason CE, Carlsson CM, Barnet JH et al.: A preliminary study of the safety, feasibility and cognitive efficacy of soy isoflavone supplements in older men and women. Age Ageing. 2009; 38 (1): 86-93
  3. DFG – Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln: Isoflavone als Phytoestrogene in Nahrungsergänzungsmitteln und diätetischen Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke; Endfassung vom 10. November 2006
  4. Shu XO, Zheng Y, Cai H et al.: Soy food intake and breast cancer survival. JAMA. 2009; 302 (22): 2437-2443
  5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) (Hrsg.); Ernährungsbericht 2008; Bonn 2008, ISBN 978-3-88749-214-4
  6. Doerge DR, Sheehan DM: Goitrogenic and estrogenic activity of soy isoflavones. Environmental Health Perspectives 110 Suppl 3 (Juni 2002): 349-353
  7. Duncan AM et al.: Soy isoflavones exert modest hormonal effects in premenopausal women. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 84, no. 1 (Januar 1999): 192-197
  8. Bruce B, Messina M, Spiller GA: Isoflavone supplements do not affect thyroid function in iodine-replete postmenopausal women. Journal of Medicinal Food 6, no. 4 (2003): 309-316
  9. dkfz. Deutsches Krebsforschungszentrum Krebsinformationsdienst: Soja und Brustkrebs. 22.03.2019; www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019
  10. Baglia ML et al.: The association of soy food consumption with the risk of subtype of breast cancers defined by hormone receptor and HER2 status. Int J Cancer 2016 Aug 15. doi: 10.1002/ijc.30117