Selen – Mangelsymptome

Selen ist ein essentielles Spurenelement, das für die menschliche Gesundheit von großer Bedeutung ist. Ein suboptimaler Selenstatus, definiert durch eine Selenkonzentration im Blut von unter 80-95 µg/L (1,0-1,2 µmol/L), beeinträchtigt die Aktivität der Glutathionperoxidasen (GPx) und der Selenoprotein-P-Aktivität [5, 7-9]. Ab einer täglichen Selenzufuhr von weniger als 20 µg treten klinische Symptome auf, die die Gesundheit erheblich beeinträchtigen können.

Klinische Symptome eines Selenmangels

  • Makrozytose
    • Makrozytose bezeichnet eine Vergrößerung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und kann als Symptom eines schweren Selenmangels auftreten.
  • Pseudoalbinismus
    • Pseudoalbinismus, gekennzeichnet durch eine partielle oder vollständige Depigmentierung der Haut und Haare, ist ein weiteres Anzeichen für einen erheblichen Selenmangel.
  • Gestreifte Fingernägel
    • Selenmangel kann auch zu charakteristischen Veränderungen der Fingernägel führen, die durch horizontale Streifen gekennzeichnet sind.
  • Kardio- und Skelettmyopathien
    • Schwere Selenmangelzustände können zu Herz- und Skelettmuskelerkrankungen führen, die so stark sein können, dass das Gehvermögen eingeschränkt wird [2].

Typische Selenmangelsymptome

  • Anämien
    • Ein Mangel an Selen kann zur Entwicklung von Anämien führen, da Selen eine wichtige Rolle bei der Bildung von roten Blutkörperchen spielt.
  • Gestörte Spermatogenese
    • Selenmangel beeinträchtigt die Samenzellbildung, was zu Fertilitätsproblemen führen kann.
  • Wachstums- und Knochenbildungsstörungen
    • Bei Kindern kann Selenmangel Wachstumsverzögerungen und Knochenbildungsstörungen verursachen [3].
  • Beeinträchtigung des Immunsystems
    • Ein Mangel an Selen schwächt das Immunsystem, das zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, chronische Entzündungen und eine geringere Immunabwehr führt [6].
  • Keshan-Krankheit
    • Die Keshan-Krankheit, eine endemische Kardiomyopathie, tritt insbesondere bei Kindern und jungen Frauen auf. Neben einem Selenmangel spielt die Infektion mit dem Coxsackie-Virus eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankung [1].
  • Kashin-Beck-Krankheit
    • Die Kashin-Beck-Krankheit, eine Osteoarthropathie, wird durch eine Kombination aus Selenmangel, Jodmangel, Mykotoxin-belastetem Getreide und kontaminiertem Trinkwasser verursacht. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Gabe von Jod den Zustand der Patienten verbessert, während eine Selensupplementation weniger wirksam ist [4]. Diese Krankheit tritt vor allem in der frühen Jugend auf und führt zu Deformierungen der Extremitätengelenke [3].

Fazit

Selenmangel kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, die von Anämien und Wachstumsstörungen bis zu schweren Myopathien und Beeinträchtigungen des Immunsystems reichen. Besonders gefährdet sind Bevölkerungsgruppen in Regionen mit niedriger Selenverfügbarkeit. Eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls die Supplementation mit Selen sind entscheidend, um einen ausreichenden Selenstatus sicherzustellen und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu minimieren.

Literatur

  1. Beck MA, Levander OA, Handy J (2003) Selenium deficiency and viral infection. J. Nutr. 133: 1463S-1467S 
  2. Biesalski HK, Berger MM, Braetter P, Brigelius-Flohé R, Fuerst P, Köhrle J, Oster O, Shenkin A, Viell B, Wendel A (1997) Kenntnisstand Selen – Ergebnisse des Hohenheimer Konsensusmeetings. Akt. Ernähr.-Med. 22: 224-231 
  3. Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Hahn A, Laube H Ernährung in Prävention und Therapie. 77 2005 Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG                                                                                                                          
  4. Moreno-Reyes R, Mathieu F, Boelaert M, Begaux F, Suetens C, Rivera MT, Neve J, Perlmutter N, Vanderpas J (2003) Selenium and iodine supplementation of rural Tibetan children affected by Kashin-Beck osteoarthropathy. Am. J. Clin. Nutr. 78: 137-144 
  5. Thomson CD (2004) Assessment of requirements for selenium and adequacy of selenium status: a review. Eur. J. Clin. Nutr. 58: 391-402
  6. Wenzel KG Spurenelemente. Se1-Se6 Copyright 1999 
  7. Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M & Weimann A (Hrsg.) (2017). Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (5. Aufl.). Thieme Verlag
  8. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
  9. Biesalski HK (2024). Vitamine, Spurenelemente und Minerale. Indikationen, Diagnostik, Therapie. (3. Auflage). Thieme Verlag