Selen – Risikogruppen
Selen ist ein essenzielles Spurenelement, das viele wichtige Funktionen im Körper erfüllt. Ein Mangel an Selen kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet, einen Selenmangel zu entwickeln [8]. Im Folgenden werden die Risikogruppen für Selenmangel systematisch geordnet und beschrieben.
Geografisch und umweltbedingte Risikogruppen
- Keshan-Krankheit (endemische Kardiomyopathie): Diese Krankheit tritt vor allem in bestimmten Regionen Chinas auf, wo die Böden extrem selenarm sind. Neben einem Selenmangel spielt auch die Infektion mit dem Coxsackie-Virus eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung [1].
- Kashin-Beck-Krankheit: Diese Osteoarthropathie tritt ebenfalls in selenarmen Regionen auf. Weitere Faktoren wie Jodmangel, Verzehr von Mykotoxin-belastetem Getreide und kontaminiertes Trinkwasser tragen zur Erkrankung bei. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass eine Jodsupplementation den Zustand der Patienten verbessert [7].
Ernährungsbedingte Risikogruppen
- Einseitige Ernährungsweise: Personen, die eine stark eingeschränkte oder einseitige Ernährung praktizieren, wie Veganer, sind gefährdet, da pflanzliche Nahrungsmittel oft weniger Selen enthalten [5].
- Essstörungen: Menschen mit Anorexia nervosa oder Bulimie haben aufgrund ihrer gestörten Nahrungsaufnahme ein hohes Risiko für Selenmangel [2].
- Spezielle Diäten: Personen, die spezielle Diäten einhalten, beispielsweise bei Phenylketonurie (PKU), sind gefährdet, da solche Diäten oft arm an Selen sein können [2].
Medizinische Risikogruppen
- Parenterale Ernährung: Patienten, die langfristig parenteral ernährt werden, insbesondere ohne adäquate Selenzusätze, laufen Gefahr, einen Selenmangel zu entwickeln [2].
- Nierenersatztherapie (Dialyse): Dialysepatienten verlieren häufig Selen über die Dialyseflüssigkeit und sind daher besonders gefährdet [2].
- Leberzirrhose: Diese Erkrankung kann die Selenabsorption und -verwertung beeinträchtigen, wodurch das Risiko eines Mangels steigt [2].
- Absorptionsstörungen: Krankheiten, die mit Malabsorption einhergehen, wie Mukoviszidose und Kurzdarmsyndrom, erhöhen das Risiko für Selenmangel [2].
- Schwere und lang anhaltende Diarrhöen (Durchfälle): Chronische und schwere Durchfallerkrankungen beeinträchtigen die Selenaufnahme und erhöhen das Mangelrisiko [2].
- Maldigestion und Malabsorption: Personen mit Störungen der Verdauung und Absorption sind gefährdet, da ihr Körper Selen nicht effizient aufnehmen kann [2].
- Starke Blutungen: Patienten, die unter starken Blutungen leiden, verlieren Selen über das Blut und könnten daher einen Mangel entwickeln [2].
Spezifische Zustände und Lebensphasen
- Schwangere und Stillende: Diese Gruppen haben einen erhöhten Selenbedarf. Schwangere sollten täglich 5 µg mehr und Stillende 15 µg mehr Selen aufnehmen, um die Anforderungen ihres Körpers und die des Kindes zu erfüllen [3, 4, 6].
Akute und chronische Krankheiten
- Akuter Myokardinfarkt und koronare Herzkrankheiten: Patienten mit akutem Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und solchen mit koronaren Herzkrankheiten (Herzkranzgefäße Erkrankungen weisen oft niedrigere Selenwerte auf und könnten von einer erhöhten Selenzufuhr profitieren [2].
Literatur
- Beck MA, Levander OA, Handy J (2003) Selenium deficiency and viral infection. J. Nutr. 133: 1463S-1467S
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A, Großklaus R, Niemann B, Przyrembel H, Richter K, Schmidt E, Weißenborn A, Wörner B, Ziegenhagen R. (Hrsg.) Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln - Toxologische und ernährungsphysiologischen Aspekte Teil 2. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
- Gaßmann B (2000) Dietary Reference Intakes, Report 3: Vitamine C und E, Selen und Carotinoide. Ernährungs-Umschau 47: 265-270
- IOM (2000) Institute of Medicine, Food and Nutrition Board Dietary Reference Intakes Vitamin C, Vitamin E, Selenium, and Carotenoids. National Academy of Sciences. Washington, DC
- Larsson Ch, Johansson GK (2002) Dietary intake and nutritional status of young vegans and omnivores in Sweden. Am. J. Clin. Nutr. 76: 100-106
- Monsen ER (2000) Dietary reference intakes for the antioxidant nutrients: vitamin C, vitamin E, selenium, and carotenoids. J. Am. Diet. Assoc. 100: 637-640
- Moreno-Reyes R, Mathieu F, Boelaert M, Begaux F, Suetens C, Rivera MT, Neve J, Perlmutter N, Vanderpas J. (2003) Selenium and iodine supplementation of rural Tibetan children affected by Kashin-Beck osteoarthropathy. Am. J. Clin. Nutr. 78: 137-144
- Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft