Folsäure (Folat) – Nebenwirkungen

Daten über große Mengen an Folsäure als Nahrungsergänzung sind leider limitiert vorhanden.
Von Interesse ist hier allerdings vor allem der Vitamin B12-Mangel, der in seiner vollen Ausprägung das klinische Bild der megaloblastischen Anämie (Blutarmut, die durch einen Mangel an Vitamin B12 oder seltener durch einen Folsäuremangel bedingt ist) und in ihrem späteren Verlauf neurologische Schäden beinhaltet. Diese Mangelerscheinungen werden insbesondere bei älteren Personen beobachtet [3].

Achtung!

Leider ist die megaloblastische Anämie auch eine Erscheinung, die durch einen Mangel an Folsäure ausgelöst werden kann, und von einem Mangel an Vitamin B12 nicht zu unterscheiden ist.

Sollte eine Anämie die durch Vitamin B-12 Mangel bedingt wird, mit großen Dosen an Folsäure behandelt werden, so korrigiert diese Maßnahme zwar die Anämie, behandelt jedoch nicht die neurologischen Auswirkungen.
Es gibt Berichte über irreversible neurologische Schäden bei Patienten mit Megaloblastische Anämie, die mit 5 mg Folsäure behandelt wurden.

Bei Zufuhr extrem hoher Mengen synthetischer Folsäure um die 15 mg (entspricht 25 bis 30 mg Folat-Äquivalenten) sind Insomnie (Schlafstörungen), Erregung, Hyperaktivität, Nausea (Übelkeit), Meteorismus (Blähbauch), eine gestörte Geschmacksempfindung und allergische Reaktionen wie Pruritus (Juckreiz), Erytheme (Hautrötungen) und Urtikaria (Nesselsucht) beobachtet worden [1, 2].

Das U.S. Food and Nutrition Board (U.S. amerikanische Amt für Lebensmittel und Ernährung) empfiehlt, dass die Höchstgrenze von Folsäure als Nahrungsergänzung von 1 mg (= 1.000 μg) pro Tag nicht überschritten werden darf, um eine solche neurologische Störung zu vermeiden, wenn gleichzeitig ein Vitamin B12-Mangel vorliegt.

Die sichere tägliche Höchstmenge für synthetische Folsäure liegt gemäß der European food safety authority (EFSA; Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) – bei 1.000 µg (entspricht 1.670 bis 2.000 µg Folat-Äquivalente) [1, 2].
Die sichere tägliche Höchstmenge für synthetische Folsäure entspricht rechnerisch dem 5-fachen der empfohlenen Tagesdosis der EU (Nutrient Reference Value, NRV).

Die oben angegebene sichere tägliche Höchstmenge gilt für Erwachsene ab 19 Jahren sowie für Schwangere und Stillende und berücksichtigt nur synthetische Folsäure aus Nahrungsergänzungen und angereicherten Lebensmitteln [1].

Literatur

  1. Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA, Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, European Food Safety Authority 2006, ISBN: 92-9199-014-0
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A, Großklaus R, Niemann B, Przyrembel H, Richter K, Schmidt E, Weißenborn A, Wörner B, Ziegenhagen R (Hrsg.); Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte Teil 1. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  3. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft