Folsäure (Folat) – Risikogruppen

Folsäure, auch bekannt als Vitamin B9 oder Folat, ist essentiell für die DNA-Synthese, Zellteilung und Reifung roter Blutkörperchen. Ein Mangel kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen, einschließlich megaloblastischer Anämie und Entwicklungsstörungen bei Föten. Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben ein höheres Risiko, nicht genügend Folsäure zu erhalten [11].

Biographische Risikofaktoren

  • Ältere Menschen (über 60 Jahre): Dieses Segment der Bevölkerung kann aufgrund von altersbedingten Veränderungen in der Ernährung und Absorption einem erhöhten Risiko für Folsäuremangel ausgesetzt sein [2].
  • Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status: Oftmals ist die Ernährung dieser Gruppe folsäurearm, was das Risiko eines Mangels erhöht [1, 4].
  • Schwangere in jungen Jahren: Junge Schwangere haben häufig unzureichend gefüllte Folatspeicher nach dem Wachstumsschub der Pubertät. Die unzureichende Folatversorgung während der Schwangerschaft ist verbunden mit erhöhten Risiken für Frühgeburten, geringes Geburtsgewicht und fetale Wachstumsverzögerungen sowie Neuralrohrdefekte [1, 4, 5].

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum:
    • Alkohol: Regelmäßiger Konsum von mehr als 20 g/Tag bei Frauen und mehr als 30 g/Tag bei Männern kann die Absorption von Folsäure stören [4].
    • Tabak: Rauchen kann ebenfalls die Folsäureaufnahme negativ beeinflussen [4].

Medikamentenbedingte Risiken

  • Orale Kontrazeptiva: Die Einnahme der Pille kann den Folsäurestoffwechsel beeinträchtigen [7-11].
  • Antiepileptika: Diese können ebenfalls den Folsäurestoffwechsel stören, was bei Langzeiteinnahme zu einem Mangel führen kann [6].

Weitere Risiken

  • Schwangere und Stillende, insbesondere bei Mehrlingsschwangerschaften, haben einen erhöhten Bedarf an Folsäure. Kurze Abstände zwischen den Schwangerschaften können zudem die Zeit verkürzen, die notwendig ist, um entleerte Folsäurespeicher wieder aufzufüllen [1, 4].

Nationale Verzehrsstudie

Die Nationale Verzehrsstudie II (2008) hat gezeigt, dass 79 % der Männer und 86 % der Frauen die empfohlene Tageszufuhr von Folsäure nicht erreichen, mit einer steigenden Minderversorgung im zunehmenden Alter.

Fazit

Die Identifizierung und Unterstützung von Risikogruppen durch Ernährungsberatung und gegebenenfalls Supplementierung ist entscheidend, um einen Folsäuremangel und seine schwerwiegenden Folgen zu vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung, reich an folsäurehaltigen Lebensmitteln wie grünem Blattgemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und angereicherten Produkten, ist für alle, besonders aber für die Risikogruppen, von großer Bedeutung.

Literatur

  1. Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W, Puchstein Ch, Stähelin HB. Ernährungsmedizin. 150-155 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999 
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A., Großklaus R., Niemann B., Przyrembel H., Richter K., Schmidt E., Weißenborn A., Wörner B., Ziegenhagen R. (Hrsg.) Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln - Toxologische und ernährungsphysiologischen Aspekte Teil 1. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  3. Clarke R, Refsum H, Birks J, Grimley Evans J, Johnston C, Sherliker P, Ueland PM, Schneede J, McPartlin J, Nexo E, Scott JM (2003) Screening for vitamin B-12 and folate deficiency in older persons. Am. J. Clin. Nutr. 77: 1241-1247
  4. Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie Leitfaden Mikronährstoffe. 190-201 Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2000
  5. Scholl TO, Johnson WG (2000) Folic acid: influence on the outcome of pregnancy. Am. J. Clin. Nutr. 71: 1295S-1303S
  6. Staub B, Gallmann N (1996) Folsäure. Pharmakritik 18: No. 4
  7. Martinez O and Roe DA. Effect of oral contraceptives on blood folate levels in pregnancy. Am J Obstet Gynecol 128: 255-261, 1977
  8. Steegers-Theunissen RP, Van Rossum JM, Steegers EA, et al. Sub-50 oral contraceptives affect folate kinetics.
    Gynecol Obstet Invest 1993;36:230-233 
    Mooij PNM, Thomas CMG, Doesburg WH, et al.: Multivitamin supplementation in oral contraceptive users. Contraception 1991;44:277-288
  9. Shojania AM, Hornady G, and Barnes PH: Oral contraceptives and serum-folate level. Lancet 1968;1:1376-1377
  10. Whitehead N, Reyner F, and Lindenbaum J: Megaloblastic changes in the cervical epithelium. Association with oral contraceptive therapy and reversal with folic acid. JAMA 1973;226:1421-1424
  11. Hahn A, Ströhle A, Wolters M. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2023