Vitamin A – Mangelsymptome
Vitamin A ist ein essenzieller Mikronährstoff, der eine Schlüsselrolle bei verschiedenen biologischen Prozessen im menschlichen Körper spielt. Ein Mangel an Vitamin A kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, die sowohl das Sehvermögen als auch das Immunsystem, die Haut und viele andere Organe betreffen [1-8].
Diagnostische Grenzwerte und Frühstadien
Nach der WHO liegt bei Werten von 10 bis 20 µg/dl ein beginnender und bei Werten unter 10 µg/dl ein ausgeprägter Vitamin-A-Mangel vor. Erst wenn die Leberspeicher entleert sind, sinkt auch der Vitamin A-Plasmaspiegel, wobei im Gewebe bereits vor der Erniedrigung der Plasmakonzentration eine eindeutige Vitamin-A-Unterversorgung besteht [1].
Typische Veränderungen durch Vitamin-A-Mangel
Allgemeinsymptome
- Müdigkeit
- Appetitverlust
- Erhöhte Gefahr von Nierensteinbildung [1, 2]
Auge
- Trockenheit, Jucken und Rötung der Konjunktivita [1, 2]
- Störung der Dunkeladaption bis zur Hemeralopie – verlangsamte Anpassung an das Dämmerungssehen durch Verminderung des lichtempfindlichen Pigments Rhodopsin in den Stäbchen [1, 2, 3]
- Konjunktivale oder korneale Xerose [1, 2]
- Bitot-Flecke (weiße Flecken an der Außenseite der Bindehaut durch angehäuftes verhorntes Material), Keratomalazie, Erblindung [1, 2, 3]
Ohr
- Hörstörungen (werden diskutiert)
- Erhöhte Vulnerabilität [1, 2]
Nase
- Herabgesetzte Geruchsempfindlichkeit [1, 2]
Haut, Schleimhäute
- Eintrocknung bis Verhornung von Schleimhäuten, Atrophie von Speicheldrüsen und Kehlkopf
- Gehäuft Gingivitis, Stomatitis, Bronchitis und Pneumonie, mit weiterer Abnahme der Vitamin-A-Speicher
- Atrophie des Darmepithels mit Resorptionsstörungen
- Trockene, raue, juckende Haut mit Ausschlägen, trockene, spröde Nägel und Haare
- Erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen der Lunge, Speiseröhre, Blase, Prostata, des Gebärmutterhalses, Magens und Darms sowie des Kehlkopfes [1, 2]
Blut
- Hypochrome Anämie [1, 2]
Knochen, Zähne
- Dentinationsstörungen; Wachstumsstörungen – besonders der langen Röhrenknochen [1, 2, 3]
Zentralnervensystem
- Erhöhung des intrazerebralen Drucks, Hydrozephalus bei Neugeborenen [1, 2]
Keimdrüsen
- Störungen der Spermatogenese [1, 2]
Teratogenität
- Fehlbildungen vor allem Bereich des Hörorgans in unterschiedlicher Ausprägung
- Multiple Fehlbildungen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts [1, 2]
Systemische Auswirkungen
Ein Vitamin-A-Mangel beeinträchtigt das Immunsystem erheblich und führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, insbesondere der Atemwege. Bei Kindern in Entwicklungsländern erhöht ein latenter Vitamin-A-Mangel die Sterblichkeitsrate signifikant [1]. Der Mangel an Vitamin A führt zu pathophysiologischen Veränderungen, einschließlich einer signifikanten Abnahme von zilientragenden Zellen in der Respirationsschleimhaut und einer Zunahme von sezernierenden Zellen, was Metaplasien begünstigt [1, 4].
Literatur
- Biesalski HK: Vitamine, Spurenelemente und Minerale. Indikationen, Diagnostik, Therapie. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, München 2024
- Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M, Weimann A (Hrsg.): Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2017
- Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Hahn A, Laube H Ernährung in Prävention und Therapie. 32 2005 Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
- SCF (Scientific Committee on Food), 2002 Opinion of the Scientific Committee on Food on the Tolerable Upper Intake Level of Preformed Vitamin A (retinol and retinyl esters). Scientific Committee on Food SCF/CS/NUT/UPPLEV/24 Final. 7 October 2002 (expressed on 26 September 2002)
- Stofft E, Biesalski HK, Niederauer U, Zschäbitz A, Weiser H Morphological changes in the tracheal epithelium of Guinea Pigs in conditions of „acute“ Vitamin A deficiency. Int J Vitam Nutr Res. 1992: 62; 143-2
- Hidgon J, Drake VJ: An Evidence-Based Approach to Vitamins and Minerals. Health Benefits and intake recommendations. 2nd Edition, Georg Thieme Verlag, München 2022
- Matissek R, Hahn A: Lebensmittelchemie. 10. Auflage, Springer Spektrum Verlag, Heidelberg 2023
- Hahn A, Ströhle A, Wolters M. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2023