Cholin – Nebenwirkungen

Das US-amerikanische Institute of Medicine (IoM) fasste in seiner Veröffentlichung die möglichen Nebenwirkungen einer Cholin-Einnahme zusammen:

  • Körpergeruch, Schwitzen und Speichelfluss:  Symptome wie ein fischiger Körpergeruch, Erbrechen, Speichelfluss, Schwitzen wie auch gastrointestinale Effekte wurden bei Patienten mit einer tardiven Dyskinesie und einer zerebelläre Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination) festgestellt, die eine tägliche Cholin-Dosis von 150 und 200 mg/kg Körpergewicht über zwei bis sechs Wochen einnahmen. Auch wurde das Symptom des fischigen Körpergeruchs in Studien, welche die Produktion des Methylamins durch die Aufnahme von Cholin behandelten, in einer gesunden Population nachgewiesen.
    Ein fischiger Körpergeruch entsteht durch eine von Bakterien verursachte Ausscheidung einer übermäßigen Menge Trimethylamin, welches ein Metabolit des Cholins ist [1].
  • Hypotensiver Effekt: Cholinchlorid-Einnahmen von 10 g/Tag können zu einer leichten Hypotonie (niedriger Blutdruck) im Menschen führen. Es wird angenommen, dass Cholin dabei zu einem erhöhten vagalen Tonus des Herzens oder zur Dilatation der Arteriolen führt [1].

Zusätzlich berichtete das Institute of Medicine (IoM) [1] sowohl von dem Versuch von Cersosimo und Matthews [2], bei welchem Patienten, die zweimal täglich über acht Tage 1,500 mg Cholin-Magnesium-Trisalicylat einnahmen eine milde Hepatotoxizität (Lebertoxizität) aufwiesen als auch von einem Fall, bei dem eine schwerwiegende Hypersensitivitäts-Hepatitis mit Eosinophilie nach einer Einnahme von Cholin-Magesium-Trisalicylat auftrat. Es wird jedoch angenommen, dass diese Nebenwirkungen eher auf das Trisalicylat zurückzuführen waren.

Tinnitus (Ohrgeräusche) und Pruritus (Juckreiz) wurden bei Patienten festgestellt, die eine tägliche Dosis von 3 g/Tag Cholin-Magnesium-Trisalicylat über sechs Wochen einnahmen. Diese Symptome waren jedoch von kurzer Dauer und werden auch hier eher mit dem Trisalicylat in Verbindung gebracht [1]. 

Das IoM legte eine Einnahme von 7,5 g Cholin/Tag als niedrigsten bewerteten Einnahmewert, der einen negativen Effekt hervorrief (LOAEL), fest und setzte auf dieser Basis, und unter Berücksichtigung eines Sicherheitsfaktors und Rundungen, die obere Einnahmegrenze für Erwachsenen auf 3,5 g Cholin/Tag.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) übernahm die Inhalte dieser Veröffentlichung und ergänzte diese durch die Ergebnisse einer weiteren Studie [6]. Die Autoren dieser Studie vermuteten auf Grundlage ihrer Ergebnisse eine Assoziation von einer „erhöhten“ Cholin-Aufnahme, die vermutlich die Darm-Aufnahmekapazität übersteigt, mit einem erhöhten Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung. Sie untersuchten diese Thematik, indem sie die Beziehung zwischen Plasmacholin und Trimethylamin-N-Oxid (TMAO)-Konzentrationen und dem Risiko für kardiovaskuläre Herzkrankheiten betrachteten [3, 4, 5]. 

Es ist wahrscheinlich, dass nicht aufgenommenes Cholin für den Abbau durch Mikroorganismen, zu Trimethylamin, verfügbar ist. Trimethylamin wird in der Leber zu Trimethylamin-N-Oxid metabolisiert. 
Es wurde festgestellt, dass Trimethylamin Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung) bei Tieren fördert. Zudem wird vermutet, dass Trimethylamin beim Menschen in Verbindung mit Depression, neurologischen Symptomen, teratogenen Effekten wie auch der Bildung des kanzerogenen Stoffs N-Nitrosodimethylamin steht [4, 5, 6, 7].

Es ist zudem besondere Vorsicht bei Personen geboten, welche an Trimethylaminurie, Nieren- oder Lebererkrankungen, Depression oder Morbus Parkinson leiden, da diese auch schon bei Mengen in der Größenordnung der oberen Einnahmegrenze besonders empfindlich auf Cholin reagieren können [1].

Literatur

  1. Institute of Medicine: Dietary Reference Intakes for Thiamin, Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, Folate, Vitamin B12, Panthothenic Acid, Biotin and Choline. The National Academies Press. 1998.
  2. Cersosimo RJ, Matthews SJ: Hepatotoxicity associated with choline magnesium trisalicylate: case report and review of salicylate-induced hepatotoxicity. Drug Intell Clin Pharm. 1987 Jul-Aug;21(7-8):621-5.
  3. Tang EHW, Wang Z, Levisson BS, Koeth RA, Britt EB, Fu X, Wu Y, Hazen SL: Intestinal Microbial Metabolism of Phosphatidylcholine and Cardiovascular Risk. N Engl J Med. 2013 Apr 25;368(17):1575-84.
  4. Wang Z, Klipfell E, Bennett BJ, Koeth R, Levison BS, Dugar B, Feldstein AE, Britt EB, Fu X, Chung YM, Wu Y, Schauer P, Smith JD, Allayee H, Tang WH, DiDonato JA, Lusis AJ, Hazen SL: Gut flora metabolism of phosphatidylcholine promotes cardiovascular disease. Nature. 2011 Apr 7;472(7341):57-63.
  5. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies: Dietary Reference Values for choline. EFSA Journal, 14 (8), 4484. 2016. doi: 10.2903/j.efsa.2016.4484
  6. Wang Z, Tang WH, Buffa JA, Fu X, Britt EB, Koeth RA, Levison BS, Fan Y, Wu Y, Hazen SL: Prognostic value of choline and betaine depends on intestinal microbiota-generated metabolite trimethylamine-N-oxide. Eur Heart J. 2014 Apr;35(14):904-10.
  7. Bennett BJ, de Aguiar Vallim TQ, Wang Z, Shih DM, Meng Y, Gregory J, Allayee H, Lee R, Graham M, Crooke R, Edwards PA,Hazen SL, Lusis AJ: trimethylamine-NOxide, a Metabolite Associated with Atherosclerosis, Exhibits Complex Genetic and Dietary Regulation. Cell Metab. 2013 Jan 8;17(1):49-60.