Melatonin – Sicherheitsbewertung

Melatonin ist ein Hormon, das von der Zirbeldrüse im Gehirn produziert wird und eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus spielt. Es wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Schlafstörungen, Jetlag und anderen schlafbezogenen Problemen verwendet. Obwohl Melatonin allgemein als sicher gilt, ist eine umfassende Sicherheitsbewertung erforderlich, um seine Langzeitwirkungen und potenziellen Risiken zu verstehen.

Wirkmechanismus

Melatonin wird natürlicherweise in Reaktion auf Dunkelheit produziert und hilft, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Als Ergänzung eingenommen, kann es helfen, die Einschlafzeit zu verkürzen und die Schlafqualität zu verbessern. Es wirkt auf Melatoninrezeptoren im Gehirn, um die Schlafinduktion zu fördern und den circadianen Rhythmus zu stabilisieren.

Sicherheitsprofil von Melatonin

Akute und kurzzeitige Anwendung

Melatonin wird allgemein als sicher angesehen, wenn es kurzfristig in Dosierungen von 0,5 bis 10 mg pro Tag verwendet wird. Nebenwirkungen sind selten und meist mild.

Gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden)

  • Symptome: Bauchkrämpfe, Diarrhoe (Durchfall), Nausea (Übelkeit)
  • Mechanismus: direkte Wirkung auf den Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt)
  • Häufigkeit: selten, tritt meistens bei höheren Dosen auf (über 5 mg pro Tag)

Schläfrigkeit und Müdigkeit

  • Symptome: tagsüber Schläfrigkeit, Müdigkeit, verminderte Wachsamkeit
  • Mechanismus: Übermäßige Melatoninspiegel können den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.
  • Häufigkeit: gelegentlich, insbesondere bei Dosen von 3 mg und höher

Kopfschmerzen

  • Symptome: leichte bis mäßige Kopfschmerzen
  • Mechanismus: Veränderungen im zirkadianen Rhythmus und der Gehirnchemie
  • Häufigkeit: selten, tritt meistens bei höheren Dosen auf (über 5 mg pro Tag)

Schwindel

  • Symptome: Gefühl von Benommenheit oder Schwindel
  • Mechanismus: beruhigende Wirkung von Melatonin auf das zentrale Nervensystem
  • Häufigkeit: gelegentlich, insbesondere bei Dosen von 3 mg und höher

Langzeitanwendung

Die Langzeitsicherheit von Melatonin ist weniger gut untersucht. Vorläufige Daten deuten jedoch darauf hin, dass Melatonin auch bei langfristiger Anwendung relativ sicher ist. Einige potenzielle Bedenken und Beobachtungen umfassen:

Hormonelle Effekte

  • Symptome: Veränderungen im Menstruationszyklus, Brustempfindlichkeit
  • Mechanismus: Melatonin kann hormonelle Rhythmen beeinflussen.
  • Häufigkeit: selten, tritt bei langfristiger Anwendung oder höheren Dosen (über 5 mg pro Tag) auf

Stimmungsänderungen

  • Symptome: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Depression
  • Mechanismus: Beeinflussung der Neurotransmitter (Botenstoffe) im Gehirn
  • Häufigkeit: selten, tritt bei hohen Dosen (über 10 mg pro Tag) oder langfristiger Anwendung auf

Kinder und Jugendliche

  • Symptome: unklare langfristige Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung
  • Mechanismus: Melatonin kann hormonelle Entwicklungsprozesse beeinflussen.
  • Häufigkeit: Langzeitsicherheit und -wirksamkeit sind nicht ausreichend untersucht.

Interaktionen (Wechselwirkungen) mit Medikamenten

Melatonin kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was zu potenziellen Risiken führen kann.

Antikoagulantien (blutverdünnende Medikamente)

  • Interaktion: Kann die Wirkung von Antikoagulantien wie Warfarin verstärken.
  • Risiko: erhöhtes Blutungsrisiko

Antidepressiva

  • Interaktion: Kann die Wirkung von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRIs) und anderen Antidepressiva beeinflussen.
  • Risiko: potenziell veränderte Wirkung der Medikamente

Immunsuppressiva

  • Interaktion: Kann die Wirksamkeit von Immunsuppressiva beeinträchtigen.
  • Risiko: verminderte Wirksamkeit der Immunsuppression

Besondere Vorsichtsmaßnahmen

Schwangerschaft und Stillzeit

  • Sicherheit: nicht ausreichend untersucht
  • Empfehlung: Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht

Autoimmunerkrankungen

  • Sicherheit: Melatonin kann das Immunsystem beeinflussen.
  • Empfehlung: Vorsicht bei Anwendung, ärztliche Überwachung empfohlen

Kinder und Jugendliche

  • Sicherheit: Langzeitsicherheit und -wirksamkeit sind nicht ausreichend untersucht.
  • Empfehlung: Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht

Fazit

Melatonin wird häufig zur Behandlung von Schlafstörungen und zur Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus eingesetzt und ist in der Regel gut verträglich. Kurzfristig ist Melatonin in Dosierungen von 0,5 bis 10 mg pro Tag sicher, während Langzeitwirkungen noch weiter erforscht werden müssen [1-6].

Literatur

  1. Aktories K, Förstermann U, Hofmann FB & Flockerzi V (Hrsg.) (2022). Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie (13. Auflage). Urban & Fischer in Elsevier
  2. Romero Martinez, A., Lopez Munoz, F., Egea, J.: Melatonin: Production, Functions and Benefits, Nova Science Publishers Inc, 2021
  3. Minich DM, Henning M, Darley C, Fahoum M, Schuler CB, Frame J. Is Melatonin the "Next Vitamin D"?: A Review of Emerging Science, Clinical Uses, Safety, and Dietary Supplements. Nutrients. 2022 Sep 22;14(19):3934
  4. Gelbe Liste Pharmaindex. Melatonin, abgerufen am 11.07.2024
  5. Puliappadamb HM, Maiti R, Mishra A, Jena M, Mishra BR. Efficacy and Safety of Melatonin as Prophylaxis for Migraine in Adults: A Meta-analysis. J Oral Facial Pain Headache. 2022 Summer;36(3-4):207-219
  6. Schmidbauer C (Hrsg.). (2020). Mikronährstoff-Coach. Das große BIOGENA-Kompendium der Nährstoffe (4. Auflage). Verlagshaus der Ärzte