Silymarin (Mariendistel-Fruchtextrakt) – Funktionen

Traditionell wurde Silymarin als Tee oder Trockenextrakt bei Erkrankungen der Leber, Gallenblase und Milz angewendet [1, 2]. Mittlerweile zählt es zu den am besten untersuchten Pflanzenstoffen.

Basierend auf klinischen Daten wird Silymarin unterstützend bei folgenden Erkrankungen angewendet [2, 3]:

  • Alkoholbedingte Lebererkrankung
  • Leberzirrhose
  • akute und chronische Hepatitis
  • Lebererkrankung induziert durch Drogen, Arzneimittel, Toxine (z. B. durch grünen Knollenblätterpilz)

Verschiedene Placebo-kontrollierte Interventionsstudien mit Studienteilnehmer, die an Alkohol-induzierter Hepatitis sowie Leberzirrhose erkrankt waren, untersuchten die Wirkung von Silymarin mit einer täglichen Dosis von 280 mg bis 420 mg über eine Dauer von 3 Monaten bis 4 Jahren. Nach dieser Zeit konnte eine signifikante (deutliche) Abnahme der Mortalität (Sterblichkeit), Reduktion der Leberenzymwerte und Verbesserung der Leberfunktion beobachtet werden [3].

In weiteren klinisch kontrollierten Interventionsstudien konnte nachgewiesen werden, dass Silymarin die Behandlung einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL; NAFLE; NAFLD, „nonalcoholic fatty liver disease“) unterstützt.
Über einen Zeitraum von 8 Wochen nahmen 33 erkrankte Probanden täglich 210 mg Silymarin zu sich. Nach dieser Zeit waren die erhöhten Leberenzymwerte Aspartat-Aminotransferase (AST; GOT) um 51 % sowie Alanin-Aminotransferase (ALT; GPT) um 57 % reduziert [4]. Die Einnahme von 140 mg Silymarin pro Tag führte zu einer signifikanten (deutlichen) Abnahme dieser Transaminasen um 32 % [5]. In einer weiteren Interventionsstudie konnte beobachtet werden, dass sich nach einer 6-monatigen Zufuhr von 280 mg Silymarin die AST-Werte von 62 % der Probanden und die ALT-Werte von 52 % der Probanden normalisierten [6].

Die Kombination aus Silybin (Hauptwirkstoff von Silymarin), Phosphatidyl-Cholin und Vitamin E hat ebenso einen positiven Einfluss auf nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. Die Einnahme führte nach 12 Monaten bei 122 Studienteilnehmern zur Verbesserung der Leberenzymwerte, der Insulinresistenz und der Leberhistologie [7, 8].   

Die leberschützende Wirkung von Silymarin beruht auf [3]

  • der Stabilisierung der äußeren Leberzellmembran. Somit können Noxen (Schadstoffe) nicht ins Zellinnere gelangen.
  • der Funktion als Radikalfänger; aufgrund der antioxidativen Aktivität wird die Lipidperoxidation verhindert.
  • der Aktivierung der DNA-abhängigen RNA Polymerase I; hierdurch wird die Protein- sowie Nukleinsäure-Synthese stimuliert und geschädigte Hepatozyten (Leberzellen) können besser regenerieren.
  • der antiinflammatorischen (entzündungshemmenden) Eigenschaft, wodurch die Detoxikation von Noxen (Entgiftung von Schadstoffen) unterstützt wird.

Des Weiteren wurde folgendes Fachbuch für die Verfassung dieses Artikels herangezogen [9].

Literatur

  1. Abenavoli L, Capasso R, Milic N, Capasso F: Milk Thistle in Liver Diseases: Past, Present, Future. Phytother Res. 2010 Oct;24(10):1423-32. doi: 10.1002/ptr.3207  
  2. European Medicines Agency (EMA): European Union herbal monograph on Silybum marianum (L.) Gaertn., fructus – Draft. 2015.
  3. World Health Organization (WHO): WHO Monographs on Selected Medicinal Plants – Volume 2 – Fructus Silybi Mariae. 2004.
  4. Solhi H, Ghahremani R, Kazemifar AM, Hoseini Yazdi Z: Silymarin in treatment of non-alcoholic steatohepatitis: A randomized clinical trial. Caspian J Intern Med. 2014 Winter;5(1):9-12
  5. Hajiaghamohammadi AA, Ziaee A, Oveisi S, Masroor H: Effects of metformin, pioglitazone, and silymarin treatment on non-alcoholic Fatty liver disease: a randomized controlled pilot study. Hepat Mon. 2012 Aug;12(8): e6099. doi: 10.5812/hepatmon.6099
  6. Hashemi SJ, Hajiani E, Sardabi EH: A Placebo-Controlled Trial of Silymarin in Patients with Nonalcoholic Fatty Liver Disease. Hepat Mon. 2009 Dec;9(4): 265-70
  7. Loguercio C, Andreone P, Brisc C et al.: Silybin combined with phoshatidylcholine and vitamine E in patients with nonalcoholic fatty liver disease: a randomized controlled trial. Free Radic Biol Med.  2012 May 1; 52(9):1658-65. doi: 10.1016/j.freeradbiomed.2012.02.008
  8. Frederico A, Trappoliere M, Tuccillo C, de Sio I, Di Leva A, Del Vecchio Blanco C, Loguercio C: A new silybin-vitamin E-phospholipid complex improves inuslin resistance and liver damage in patients with non-alcoholic fatty liver disease: preliminary observations. Gut. 2006 Jun;55(6):901-2
  9. Bühring U (2024). Lehrbuch Heilpflanzenkunde (6. Aufl.). Haug Verlag