Silymarin (Mariendistel-Fruchtextrakt) – Interaktionen

Silymarin, ein wirksamer Bestandteil der Mariendistel (Silybum marianum), ist bekannt für seine leberprotektiven Eigenschaften. Es kann jedoch auch mit verschiedenen Medikamenten und Mikronährstoffen interagieren, wodurch deren Wirkungen beeinflusst werden können [5, 6].

Interaktionen mit Medikamenten

Cytochrome P450 2C9 (CYP2C9) metabolisierte Medikamente

  • Interaktion: Silymarin kann die Aktivität von Enzymen wie Cytochrome P450 2C9 hemmen, was den Abbau bestimmter Medikamente verlangsamt. Dies kann zu erhöhten Plasmakonzentrationen dieser Medikamente führen, was deren Wirkung und potenzielle Nebenwirkungen verstärkt.
  • Beispiele: Warfarin, Phenytoin, Tolbutamid.
  • Dosierung: Diese Interaktionen sind vor allem bei hohen Dosen von Silymarin über 140 mg pro Tag relevant [1].

Glucuronidierte Medikamente

  • Interaktion: Eine Interaktion besteht auch mit Medikamenten, die durch Glucuronidierung verstoffwechselt werden. Silymarin kann die Glucuronidierung inhibieren, was zu einer verringerten Elimination der Medikamente führt und deren Wirkung abschwächen kann.
  • Beispiele: Raloxifen, Morphin, Mycophenolatmofetil.
  • Dosierung: Diese Interaktionen sind bei Dosen ab 140 mg pro Tag zu erwarten [1, 2].

Östrogene

  • Interaktion: Silymarin kann die Wirksamkeit von Östrogenen vermindern, was für die Therapie mit hormonellen Medikamenten von Bedeutung sein kann.
  • Beispiele: Östrogenhaltige Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie.
  • Dosierung: Klinisch relevante Interaktionen sind vor allem bei hohen Dosen von Silymarin über 140 mg pro Tag zu beobachten.

Cholesterinsenkende Medikamente

  • Interaktion: Die Wirkung von Statinen und anderen cholesterinsenkenden Medikamenten kann durch die gleichzeitige Einnahme von Silymarin leicht beeinträchtigt werden.
  • Beispiele: Atorvastatin, Simvastatin.
  • Dosierung: Diese Effekte sind vor allem bei hohen Dosen über 140 mg pro Tag klinisch relevant [3, 4].

Interaktionen mit Mikronährstoffen 

Eisen

  • Interaktion: Silymarin kann die Absorption von Eisen hemmen, was bei Personen mit Eisenmangelanämie problematisch sein kann.
  • Mechanismus: Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass Silymarin die Eisenaufnahme im Darm beeinträchtigen kann.
  • Dosierung: Diese Effekte sind bei hohen Dosen von Silymarin über 140 mg pro Tag relevant.

Vitamin E

  • Interaktion: Silymarin kann die Bioverfügbarkeit von Vitamin E erhöhen.
  • Mechanismus: Silymarin kann als Antioxidans wirken und die Stabilität und Wirksamkeit von Vitamin E im Körper erhöhen.
  • Dosierung: Positive Interaktionen können bei typischen Ergänzungsdosen von Silymarin (300-600 mg pro Tag) beobachtet werden.

Vitamin K

  • Interaktion: Silymarin könnte die Wirkung von Vitamin K antagonisieren, was die Blutgerinnung beeinflussen könnte.
  • Mechanismus: Potenzielle Interaktionen aufgrund von Effekten auf das Cytochrom-P450-System und die Glucuronidierung.
  • Dosierung: Diese Interaktionen sind vor allem bei hohen Dosen von Silymarin über 140 mg pro Tag zu erwarten.

Dosierung und klinische Relevanz

Interaktionen von Silymarin sind vor allem ab einer Dosis von 140 mg bzw. bei einer täglichen Einnahme von 5 g bis 10 g Mariendistelfrucht zu erwarten. Aufgrund dieser hohen Dosierungen sind die meisten der beschriebenen Interaktionen klinisch weniger relevant, es sei denn, es werden hochdosierte Silymarin-Präparate verwendet [3, 4].

Zusammenfassung

Silymarin, ein Extrakt aus der Mariendistel, ist bekannt für seine leberprotektiven Eigenschaften, kann jedoch mit verschiedenen Medikamenten und Mikronährstoffen interagieren. Besonders relevant sind Interaktionen mit Medikamenten, die durch CYP2C9 oder Glucuronidierung verstoffwechselt werden, sowie mit östrogenhaltigen und cholesterinsenkenden Medikamenten. Auch die Interaktion mit Mikronährstoffen wie Eisen und Vitamin E sollte beachtet werden. Diese Interaktionen sind vor allem bei höheren Dosen von Silymarin über 140 mg pro Tag klinisch relevant.

Literatur

  1. Wu JW, Lin LC, Tsai TH: Drug-drug interactions of silymarin on the perspective of pharmacokinetics. J Ethnopharmacol. 2009 Jan 21; 121(2):185-93. doi: 10.1016/j.jep.2008.10.036
  2. Gufford BT, Chen G, Vergara AG, Lazarus P, Oberlies NH, Paine MF: Milk Thistle Constituents Inhibit Raloxifene Intestinal Glucuronidation: A Potential Clinically Relevant Natural Product-Drug Interaction. Drug Metab Dispos. 2015 Sep;43(9):1353-9. doi: 10.1124/dmd.115.065086
  3. Han Y, Guo D, Chen Y, Chen Y, Tan ZR, Zhou HH: Effect of silymarin on the pharmacokinetics of losartan and its active metabolite E-3174 in healthy Chinese volunteers. Eur J Pharmacol. 2009 Jun;65(6):585-91. doi: 10.1007/s00228-009-0624-9
  4. Loquercio C, Festi D: Silybin and the liver: from basic research to clinical pratice. World J Gastroenterol. 2011 May 14; 17(18):2288-301. doi: 10.3748/wjg.v17.i18.2288
  5. Schmidbauer C (Hrsg.) (2020). Mikronährstoff-Coach. Das große BIOGENA-Kompendium der Nährstoffe (4. Auflage). Verlagshaus der Ärzte
  6. Bühring U (2024). Lehrbuch Heilpflanzenkunde (6. Aufl.). Haug Verlag